Kite Magazin Test: Airwave Alma 6
25-08-2023
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Es soll bitte niemand behaupten, der Kite-Markt hätte keine spannenden Innovationen zu bieten. Wir dürfen vorstellen: Airwave Alma. Die Softkite-Spezialisten haben die Idee eines Hybrids clever weiterentwickelt und mit Closed-Cell-Struts ausgestattet. Und dieser Plan geht voll auf!
Airwave hat mit dem Alma ein überaus spannendes Konzept an den Start gebracht, das
Konstruktionsmerkmale von Closed-Cell-Foil- Kites, Hybriden und ein bisschen auch von klassischen Tube-Kites kombiniert. Und das macht sich im Handling sowie im Flugverhalten
bemerkbar, aber dazu später mehr.
Die Konstruktion ist wie die Farbgebung auffällig. Der vordere Bereich der Kappe an der
Leading Edge besteht aus klassischen geschlossenen Luftkammern. Ab ungefähr der Hälfte hin zur Trailing Edge geht das in eine Single-Skin über, bei der auch die hintere Ebene durch Bridles stabilisiert wird – so weit nichts Ungewöhnliches für einen Hybrid-Kite. Aber: Airwave hat dem Alma zusätzlich fünf geschlossenzellige „Struts“ verpasst, die komplett von der Leading Edge bis zur Trailing Edge verlaufen. Das Design stammt aus der Feder von Bruce-Goldsmith-Designer Tom Lolies und Foil-Weltmeister Maxime Nocher. Damit soll die Kappe nicht nur steifer und stabiler werden, sondern auch weniger flattern.
Der Shape soll sich als sogenannter Morphing Aerofoil je nach Anstellwinkel optimal verformen. Depowert entsteht so ein „Reflex Profile“, bei dem die Trailing Edge flach nach hinten auswehen kann (siehe Bild unten rechts). Das reduziert Lift und Power signifikant. Angepowert formt sich die Kappe zu einer Camber. Dazu verfügt der Kite über eine mittelhohe Streckung und relativ weit nach unten gezogene Tips. Das Bridle-Layout
wurde mit nur drei Ebenen simpel gehalten.
Airwave gibt an, beim Gewicht 20 Prozent unter dem der leichtesten Tube-Kites am Markt zu liegen. Der Zwölfer sei ganze 300 Gramm leichter. Auf welchen Konkurrenten man sich dabei bezieht, lässt der Hersteller offen, aber fest steht: Mit 1,18 Kilogramm ist der Sechser verdammt leicht. Stabil konstruiert soll er natürlich trotzdem sein, dafür setzt Airwave auf Qualitätstuch von Porcher. Die Leinen kommen von Liros und Edelrid. Ein Drainage- System fehlt natürlich auch nicht.
Flugstabilität:
Der Alma lässt sich ohne großes Getüddel problemlos in die Launch-Position
legen, die Zellen der Leading Edge sind bei Bedarf einfach vorzufüllen und richten sich weit genug auf, sodass man ihn über kleine Zupfer an den Frontlines mühelos in die Luft bekommt. Natürlich ist unser Sechser größenbedingt sehr schnell befüllt und der Staudruck scheint hoch, sodass man nicht erst mit gepowerten Backlines warten muss, bis sich die Kappe komplett entfaltet. Der Kite hat auch bei wenig Wind quasi schon seine finale Form, bevor er zum ersten Ma im Zenit angekommen ist. Dazu lässt er sich auch bei kräftigem oder böigem Wind, ohne zu rupfen, einfach in der Powerzone nach oben ziehen. Dieser sehr gute Eindruck setzt sich auch in der Flugstabilität fort. Es fällt sofort auf, wie wenig der Alma im Vergleich zu gängigen Konkurrenzprodukten flatter oder mit einklappenden Tips zu kämpfen hat. Natürlich bekommt das Tuch im Bereich vor der Trailing Edge im depowerten Zustand Dellen, weil es ausweht, sobald man die Bar weit hochschiebt. Das ist aber so gewollt und wirkt sich nicht negativ auf die Stabilität in der Luft aus. Vielmehr hat man das Gefühl, der Alma hätte einen eingebauten Autopiloten, der ihn sogar noch im untersten Windbereich in der Luft hält. Die Aufhängung ist neutral und so hängt er weniger anfällig für
Backstalls auf den Backlines als einige andere Matten. Die Kappe hält auch in sehr böigen
Bedingungen gut ihre Form.
Bar-Gefühl:
An der Bar erweist sich der Alma als knackig und direkt. Die Bar-Kräfte sind zwar nicht hoch, aber der Druckpunkt ist herausragend präzise zu spüren, wenngleich der Sweet Spot klein ausfällt. Auch Tube-Kite-Piloten werden damit auf Anhieb klarkommen. Er nimmt Lenkimpulse verzögerungsfrei auf und wirkt dabei wunderbar agil, ohne durch Nervosität zu überfordern.
Flugleistung:
Seine Agilität spielt der Alma in einem schnellen und engen Flug- und Drehverhalten
aus. Loops dreht er blitzschnell und in allen gewünschten Radien präzise und gleichmäßig durch. Die Kraftentfaltung ist dabei stets homogen und sehr gut dosierbar. Das Low End hängt naturgemäß davon ab, was man damit vorhat. Der Alma braucht nur sehr wenig Wind, um stabil zu fliegen, und lässt sich dabei auch noch supereinfach handhaben. Nur unter zehn Knoten braucht man zumindest mit dem Sechser eine gute Technik, um ins Foilen zu kommen. Aber: Wer es draufhat und nicht in der obersten Gewichtsklasse angesiedelt ist, wird zum Foilen wahrscheinlich auch nichts Größeres als den Sechser benötigen. Der bietet dazu noch einen großen Windbereich, denn auch bei Dampf lässt er sich durch seine gut funktionierende Depower, die hohe Stabilität der Kappe und das sehr gute Handling noch mühelos fliegen. Chefredakteur Arne hatte damit in Nørre Vorupør „die bisher beste Wave-Foil-Session meines Lebens“ – obwohl der Wind böig zwischen 10 und 20 Knoten schwankte.
Auch in der Welle lässt sich der Alma extrem schnell und eng drehen, ist im Drift kaum aus der Luft zu bekommen und mit dem kleinsten Zupfer sofort wieder ansprechbar – ein echtes Präzisionsgerät, das zudem einfach zu fliegen ist. Dieser erste Kurztest beschränkte sich nur aufs Foilen, aber wir sind schon jetzt gespannt, ihn auf dem Twintip, Surfboard und gern auch im Winter beim Snowkiten zu fliegen. Denn das Potenzial dafür hat der Alma auf jeden
Fall. Ach ja, der Relaunch funktioniert übrigens ebenfalls gut, sowohl über beide Frontlines als auch über eine oder beide Backlines. Nur in der Welle möchte man sich damit nicht so gerne waschen lassen.
Fazit:
Verblüffend gute Kombination aus Matte, Hybrid und Tube-Kite – der Alma kombiniert enorme Agilität, hohe Performance und ein sportliches, aber einfaches Handling, das ab der ersten Minute jede Menge Spaß macht. Dabei reicht sein Potenzial sicher über das eines reinen Foil-Spezialisten hinaus.
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